Manchmal nimmt das Sich-Unwohl-Fühlen eine solche Präsenz ein, dass es die Seele voll belegt und verschiedenste Aspekte des Lebens durchdringt. Man wünscht sich irgendwie eine „Lösungsformel” zu bekommen, vor allem wenn man glaubt, dass bestimmte Lebensveränderungen nur möglich wären, “erst wenn man sich besser fühlt“. Hierin könnte eine Art Falle verborgen sein.
Z.B., “Erst wenn ich die Angstzustände überwinde, kann ich Kontakt mit anderen Menschen pflegen”, bzw. “erst wenn die Partnerschaftskrise vorbei ist, kann ich Zeit für mich selbst haben”. Es sieht so aus, dass die Symptome das Angehen einer Grundproblematik bremsen. Es entsteht dann wie ein Teufelskreis.
Es gibt eine Lücke zwischen dem aktuellen und dem erwünschten Zustand. Das Realisieren darüber tut oft weh. Mit Vermeidungsstrategien versucht der Mensch, sich vom Schmerz fernzuhalten. Aber irgendwie, irgendwann, wird man mit der Lücke konfrontiert, und das ist noch schmerzhafter.
Unbehagen zu akzeptieren heißt weder auf das Wohlbefinden zu verzichten noch eine Opferrolle anzunehmen! Ganz im Gegenteil: Echte Akzeptanz ist, Widerstand loszulassen. Die seelische Kraft, welche zu Vermeidung und Widerstand floss, kann umorientiert werden.
Trotz und Dank des Unbehagens kann man entdecken, was darunter pulsiert, um erkannt zu werden. Das Unangenehme wird zum Sprecher der Grundproblematik, wenn man bereit ist, darauf aufmerksam zu hören. Eventuell mit fachlicher Begleitung kann der Mensch allmählich freiwillige Schritte in Richtung des erwünschten Zustandes machen. Auf dem Weg zu einem wertvollen Leben lassen auch die Erscheinungen nach. Der ACT-Beratungsansatz ist dafür besonders geeignet. Wenn wir uns selbst annehmen , wenn wir uns wahrgenommen fühlen, so wie wir sind, werden starre seelische Strukturen flexibler und die inneren Ressourcen können sich freier abwickeln. Akzeptanz ist eine Lebenshaltung, welche gelernt und geübt werden kann. Ganz sicher ein entscheidender Schlüssel für ein freieres und wertvolleres Leben!
Patricia Santamaría
November 2022